Montag, 28. September 2015

heimat

es wird kalt draussen.
auch wenn tagsüber die sonne noch ihre letzte wärme gen erde schickt, abends wird es zunehmend kälter.
wie gut, dass wir uns daheim einkuscheln können, schöne musik einschalten und es uns bei einer dampfend warmen tasse tee gut gehen lassen können.
wir haben ein dach über dem kopf, das uns wärme bietet, das uns vor sturm und regen schützt, das uns sicherheit gibt. unsere eigenen vier wände.
wir haben glück.
auch wenn ich mir das nicht immer so ganz konkret vor augen halte...

da gibt es tage, die scheinen nicht zu ende zu gehen. tage, an denen sich die auseinandersetzungen mit den kleinen prinzessinen aneinander reihen. trotzanfälle, nichts klappt, so wie ich es mir vornehme - frust kommt auf und das macht es nicht besser. und wenn die nächte auch so extrem anstrengend sind, mit wenig schlaf, viel wachen und nur so halb vor sich hindösend, fällt es mir schwer die tage einigermaßen gut gelaunt durchzustehen.
dass ich mir viele gedanken mache, um die kindheit unserer kinder, habe ich ja schon einmal hier beschrieben. für unsere kinder nur das beste. gut sollen sie es bei uns haben. zufrieden sein, mit dem was wir ihnen bieten können.

in den letzten wochen werden wir alle von den flüchtlingsströhmen emotional gepackt.
mich selbst haben besonders die bilder der flüchtlinge in den überfüllten zügen berührt. irgendjemand drückt mir ständig auf die brust. das atmen fällt mir schwer.

als wir 1984 als sogenannte spätaussiedler nach deutschland eingereist sind, war das ebenfalls in einem zug. ich kann mich aktiv nicht daran erinnern.
aus erzählungen habe ich erfahren, warum meine eltern diesen weg gewählt hatten. nach und nach ist unsere ganze familie, sind nachbarn und freunde nach deutschland ausgewandert. 
hier in deutschland haben sich viele von uns wieder zusammengefunden. hier haben wir nach einem kurzen aufenthalt in einem übergangswohnheim eine wohnung gefunden, mama und papa haben eine arbeit gefunden, oma und opa haben uns in dieser zeit betreut - wenn wir nicht in kindergarten oder schule waren. meine eltern haben hart gearbeitet, um uns ein heim zu schaffen. ein dach über dem kopf, geborgenheit und sicherheit zu geben.
das sind doch ganz legitime ziele.

mitbringen durften wir alles, was in eine große holzkiste passt. in reisekoffern hatten wir bei uns, was wir so im alltäglichen leben brauchten. passt ein ganzer haushalt in eine holzkiste? was nimmt man mit? auf was kann man gut verzichten? 

was treibt diese menschen, so viele strapazen auf sich zu nehmen, mit kindern zu flüchten, ins ungewisse und trotzdem zu wissen: da wird es auf jeden fall besser sein, als hier in unserer heimat.
ist es dann noch eine heimat? wenn keine freunde und verwandte mehr dort sind. man sich nicht frei bewegen kann und nur noch in angst lebt. ist das die richtige heimat für kinder?

mir schnürt es die kehle zu, wenn ich die vielen berichte im internet lese oder mir im fernsehen die beeindruckenden bilder anschaue. lange kann ich keinen beitrag zu ende anschauen, tränen steigen hoch. viele tränchen schlucke ich im beisein meiner kinder runter, wenn ich mal kurz zwischendurch über mein smartphone die neuesten berichte anschaue.

wie gut ich es doch habe. was für ein glück, dass meine eltern damals den weg nach deutschland gegangen sind. wie gut, dass wir hier unsere ganze familie um uns herum haben.

ich habe ein sehr großes bedürfnis zu helfen. und doch bin ich gefangen im ewigen kreisel der furchtbaren bilder, die in den medien herumwirbeln. bin wie hypnotisiert in meinem alltäglichen tun. kann keinen ansatzpunkt finden, um meinem beklemmungen endlich ein ende zu bereiten. wieder und wieder lese ich berichte von richtigen machern, weiß jetzt, an was es den flüchtlingen am meisten fehlt. sachspenden habe ich schon herausgesucht. die stehen alle noch im keller und warten darauf an den mann, die frau und das kind gebracht zu werden.
unserem dorf sollen 50 flüchtlinge zugeteilt werden. noch wird geschaut, wie sie untergebracht werden könnnen. diesen flüchtlingen möchte ich hier vor unserer türe helfen. als ganz kleines licht.

aber es gibt so viele große macher im net, die tolle aktionen auf die beine stellen:
♥ unmengen von ehrenamtliche helfer
♥ viele promis fordern solidarität für flüchtlinge
♥ viele blogger unterstützen die flüchtlingshilfe #bloggerfuerfluechtlinge
♥ bewußtsein öffnen für flüchtlinge mit blogevents #deutschlandisstbunt
♥ kleiderkammern werden organisiert
♥ ehrenamtlicher deutschunterricht für flüchtlinge
♥ großkonzerne unterstützen die flüchtlingsarbeit.
   lagenscheidt z.bsp stellt das online-wörterbuch arabisch (zeitlich begrenzt) kostenlos zur  verfügung. nähere infos dazu auf der internetseite des flüchtlingsrats badenwürttemberg
♥ #sew a smile sammelt deutschlandweit selbst genähte taschen zum transport von persönlichen  dingen
♥...
und und und noch vieles mehr!

es gibt so viele gute ideen. von menschen, die sich ihres eigenen glückes bewußt sind.
uns geht es gut hier.
mir geht es gut hier, weil meine eltern den mut hatten aufzubrechen.
in ein anderes land.
mit besseren perspektiven.
mehr sicherheit.
nur deshalb können hier unsere kinder - ihre enkelkinder - wohlbehütet aufwachsen.

danke euch!






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen